Schöpfräder - einmalige Kulturdenkmäler 

Sonntag, 18.Juni 2023
Wanderführer: Siegfried Bauer, 16km

In Bubenreuth, mit der S1 angekommen, warteten bereits die Autofahrer auf uns. Nach einer kleinen Einführung über unsere Wanderung zu den schönen Kulturdenkmälern, den Schöpfrädern, wanderten wir los. Angekommen am ersten Schöpfrad wurden gleich Fotos geknipst und die erste Pause eingelegt. Alle wollten das Rad schneller drehen als es die Strömung ohnehin tat und wurden von den Schöpftrögen nassgespritzt! Was für eine angenehme Erfrischung bei der Hitze! Alexander ertastete das Schöpfrad und wusch sich die Hände in der hölzernen Wasserrinne, die zum Bewässern der Wiesen angelegt ist. Wir durchquerten Möhrendorf bis zum Neuen Kanal und freuten uns über den schattigen Weg und die idyllische Ruhe. Einige sahen sich die Erlanger Schleuße an, während die anderen Wanderer sich eine Ruhepause auf einer schattigen Bank gönnten. Wir wanderten an den Feldern und Wiesen entlang, teilweise im Schatten, bis wir in Oberndorf unserer Gastwirtschaft erreichten, wo Siggi für 10 Personen reserviert hatte. Er überredete am Eingang vom Biergarten, charmant – wie immer, die Einweiserin, ob wir nicht zu vierzehnt an dem Tisch sitzen könnten. So rutschten wir zusammen und konnten alle das delikate warme Essen und das gute Storchen Bier genießen. Selbstgemachte Gurken-, Rosmarin- und Ingwerlimonade erfrischte unsere Nichtbiertrinker! Wir machten uns auf den Weg zu den anderen Schöpfrädern und schupsten diese an. Eines war so schwergängig, dass es der Kraft von Alexander, Roland und Siggi bedurfte um es zu drehen. Da fehlt die Schmierung! Auf dem Rückweg wurde es schon ein wenig heiß, da es, bis zum Bahnhof, kein Schatten mehr gab. Mit Strohhut und guter Laune überwanden wir diese „Durststrecke“ und alle lobten Siggi für die schöne Wanderung zu den Schöpfrädern. 

Eure Waltraud



Wissenswertes über die Schöpfräder 
Die „Wasserradgemeinschaft Möhrendorf e.V.“ wurde 1995 als gemeinnütziger Verein gegründet. Sie ist die Lobby für die Wasserschöpfräder gegenüber Behörden und Spendern, macht Öffentlichkeitsarbeit und wirbt und verwaltet Zuschüsse und Spendengelder zum Unterhalt der Wasserschöpfräder. Mitglieder sind je zwei Vertreter jedes der zehn Räder. Ein Obmann und sein Vertreter führen die Geschäfte.
Jedes Wasserschöpfrad hat einen Sponsor, der mit seinem Team das Rad im Frühjahr aufbaut, während der Saison prüft und wartet, im Herbst wieder abbaut und im Winter auseinanderbaut, trocknet, einlagert und vor allem beschädigte Holzteile repariert oder erneuert. Die Räder sind flussaufwärts nummeriert also in Richtung der wachsenden Flusskilometrierung. Diese beginnt an der Mündung der Regnitz in den Main-Donau-Kanal. Sieben Räder stehen am linken Flussufer, drei am rechten Ufer. Nur das Vierzigmannrad ist als Doppelrad mit Kümpfen an beiden Radkränzen in Betrieb.
Eine Besonderheit in Möhrendorf sind die etwa zehn Wasserschöpfräder an der Regnitz, die zu den letzten ihrer Art in Mitteleuropa gehören. Sie schöpfen mit am Rad befestigten Holzeimern das wärmere und sauerstoffreiche Oberwasser aus dem Fluss in ein Rinnen-System zur Bewässerung der Felder und machen dadurch die anliegenden Wiesen besonders ertragreich.
Die Bewässerung ermöglichte statt einer drei Mahden (Ernten) von Heu und Grummet im Jahr. Das Wasser floss aus den Kümpfen (Eimern) des Schöpfrads in eine hölzerne Rinne und dann in ein ausgedehntes Grabensystem. Da ein Rad durchaus 8 ha Wiesen verschiedener Eigentümer bewässern konnte, waren die Wässerungszeiten der einzelnen Grundstücke minutiös festgelegt. Die Möhrendorfer Wasserschöpfräder sind bereits für den Anfang des 15. Jahrhunderts belegt. Im Jahre 1805 waren an der Regnitz zwischen Fürth und Forchheim auf einer Länge von ca. 25 Flusskilometern noch etwa 190 solche Wasserräder in Betrieb, so viele wie an keinem anderen Fluss in Mitteleuropa. Gemäß der in Teilen heute noch gültigen Baiersdorfer Wasserordnung aus dem Jahre 1693 dürfen diese nur von 1. Mai bis 30. September betrieben werden. Die wuchtigen Holzkonstruktionen, die an Mühlräder erinnern, werden heutzutage von ehrenamtlichen Helfern zu Beginn der Sommersaison aufgestellt und am Ende der Saison abgebaut und eingelagert.
Ein stilisiertes Wasserschöpfrad befindet sich im Gemeindewappen von Möhrendorf, ebenso im Wappen des Landkreises Erlangen-Höchstadt.



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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