Entlang der „Schiefen Ebene“ zum 175 jährigen Bestehen
Sonntag den 28.05.2023
Die Mitwanderer fanden sich rechtzeitig am Bahnhof ein, da Neuenmarkt- Wirsberg außerhalb des VGN Verbunds liegt und wir das Bayern Ticket lösen mussten. Die Schiefe Ebene ist ein Abschnitt der Ludwig-Süd-Nord-Bahn von Bamberg nach Hof (Saale), eine Steilstrecke mit der maximalen Neigung von 1:40. Die Eisenbahnfans waren schon neugierig darauf, welche Dampfloks auf den Schienen stehen würden. Unser Wanderführer Roland Beck erklärte uns alles über das Museum und über die Wanderung die uns erwartete. Als wir aus dem Zug in Neuenmarkt -Wirsberg ausstiegen, standen auf dem anderen Gleisen Dampfloks verschiedener Typen und die Dampflok 35 1097-1 der ehemaligen Deutschen Reichsbahn der DDR zum Einsatz bereit. Die Schaulustigen warteten neben den Gleisen und auf der Brücke auf die Lok, denn sie dampfte schon. Es wurden Bilder von allen Seiten der Lokomotiven geknipst. Als die Dampflok sich in Bewegung setzte Pfiff sie und dampfte aus dem Kessel und dem Schlot. Der Heizer musste viel Kohle schaufeln. Die Lok schnaufte, stieß weißen Dampf aus und fuhr, mit rußig schwarzem Rauch ausstoßend, los. Die Schaulustigen auf der Brücke wurden regelgerecht eingequalmt! Helmut bemerkte ganz trocken: „ Dampflok auf Lunge“. Nach diesen Schauspiel machten wir uns auf den Wanderweg, immer an den „Stelzen“ entlang als Wegemarkierung (gelb/schwarz mit Pfeilrichtung). An historischen Stätten und Aussichtstellen erklärten Schilder die Begebenheiten und Roland Beck ergänzte die Beschreibungen mit seinem immensen Wissen über die Eisenbahn.
Wir befanden uns im Gebiet des Frankenwald Vereins, der hier die Wanderwege markiert. Von einer Brücke aus beobachteten wir wie sich ein rotes Fahrzeug, eine Eisenbahn Draisine, näherte und stehen blieb. Es handelte sich um ein Bahndienstfahrzeug zur Inspektion der Eisenbahnstrecke ohne Rückwärtsgang! Um auf der Schiene wenden zu können kurbelte der Fahrer das Chassis hoch, drehte es über den Unterbau und kurbelte es wieder herunter. Die Mitfahrer mussten aussteigen und warten, danach konnten sie einsteigen und die Rückfahrt konnte los gehen. Wir wanderten weiter, bis wir an eine blühende Wiese direkt an den Gleisen kamen und fieberten ganz aufgeregt dem Dampfzug entgegen, der jeden Moment kommen musste, um ihn fotografieren zu können. Es fanden sich immer mehr Leute ein, das war ein gutes Zeichen, dass Rolands Timing stimmte und schon ächzte der Dampfzug, auf der Steigung, an uns vorbei. Auf unserem Weg, der immer wieder, der Bahnstrecke entlang auf schmalen Pfaden führte, ging es sanft aufwärts. Uns begegneten immer wieder Infotafeln zur Schiefen Ebene wie die Tafel vom Steigungszeicher, eine waagerechte Linie in einem Fenster um sie mit der Schienensteigung zu vergleichen, die Trassenverlegung um 1892 der Schiefen Ebene und Schienen und Schwellenteile, die uns die Befestigung der Eisenstränge am Untergrund erklärten. Wir erreichten eine Anhöhe mit herrlichem Blick über das Tal und auf die Schiefe Ebene. Nach kurzer Wartezeit hörten wir das typisch rhythmische Stampfen der Lokomotive. Wir sahen den Qualm durch den Wald näher kommen und schossen Fotos des Zuges aus der Vogelperspektive. Nun bestaunten wir die ehemalige Bahnüberführung mit seiner „Zwischenblockstelle Steitmühle“, ein ehemalige Wärterhäuschen mit damals handbetätigten Signalen. 100 Meter weiter erreichten wir einen überdachten Rastplatz mit Tischen und Bänken, wo wir unsere Rücksackverpflegung auspackten.
Weiter gings zum Steindamm, ein technische Meisterleistung nicht nur zu jener Zeit. Ein, mit Natursteinen errichteter Damm, ca. 20 Meter hoch und ca. 1 Kilometer lang, auf dem heute noch die Züge fahren! Jetzt wurde es alpin. Steil nach unten, durch einen Tunnel durch den ein Bächlein floss. Dies erinnerte mich an die Lewadas auf Madeira. Wir wanderten am Fuß des Bahndamms entlang, erneut durch einen „Wassertunnel“ steil den Berg hinauf. Oben erwartete uns ein Fundament einer ehemaligen Brücke über das Tal. Auch hier erklärte uns Roland den geschichtlichen Hintergrund. Nach einem erneuten schwierigen Abstieg wanderten wir den Brandschutzgraben entlang, eine Schneise neben den Schienen, der den Wald vor der Brandgefahr durch gefährlichen Funkenflug schützte.
Um nicht erneut steile Trampelpfade meistern zu müssen entschied sich Roland uns auf einem leicht zu gehenden Forstweg zu führen. Auf diesem Weg zum Bahnhof Marktschorgast wurden wir von der Polizei geblitzt! Wir waren einfach zu schnell unterwegs! Nein – wirklich. Uns kam eine Polizeistreife entgegen und hielt an. Der Polizist stieg aus und sagte: „Ihr seid so eine bunte Wandergruppe soll ich euch fotografieren damit ihr mal alle auf einem Foto seid?“ Henry willigte ein und gab den Polizist seine Kamera – und so wurden wir geblitzt! Als wir am Bahnhof Marktschorgast ankamen hatten wir noch eine halbe Stunde Zeit bis der Zug kam, der uns nach Nürnberg fuhr. Wir nutzten diese um in der Gaststätte gegenüber unseren Durst zu stillen. Es war ein sonniger und warmer Tag. Danke Roland Beck für diese sagenhafte Dampfeisenbahnwanderung.
Euer Siggi