Von der Keltenschanze zum Wagenschreck
Donnerstag 09.06.2022
Wanderführerin: Lisa Rikirsch, 14 km
Ursprünglich sollte diese Wanderung bereits im April stattfinden. Wegen Sturmwarnung konnte sie damals aber leider nicht durchgeführt werden.
Heute sieht das anders aus. Bis auf einen kurzen Empfangsschauer am Marktplatz von Thalmässing können wir uns auf überwiegend angenehmes Wanderwetter einstellen.
Vorbei am „Bunker“ und der Kirche St. Peter und Paul wandern wir hinauf zur Keltenschanze.
Viereckschanzen sind einer der wenigen sichtbaren Überreste der Kelten.
Lange war ihre Bedeutung umstritten. Hielt man sie zunächst für militärische Einrichtungen, später für Viehpferche, und noch später für Kultstätten, so steht heute fest, dass es sich hierbei um Bauernhöfe oder kleine Ansiedlungen handelte. Die Viereckschanze von Ohlangen zählt zu den größten und besterhaltenen in Bayern und stammt aus der Zeit von 150 – 50 v. Chr.
Mitten durch die Keltenschanze führt der „Kellerweg“. Der teilweise mit Steinen befestigte Hohlweg wurde bereits in der Römerzeit angelegt. Er führt uns an einigen, in den Sandstein gehauenen, ehemaligen Bierkellern vorbei, hinauf auf die Höchfläche des Reinwarzhofener Espan.
Hier, in Reinwarzhofen, steht im Gasthaus Wissinger unsere Mittagseinkehr an. Wieder mal extra für uns geöffnet, stehen Bratwürste und Schnitzel auf dem Speiseplan. Da logischerweise alles ganz frisch zubereitet ist gibt es auch keine Klagen. Einzig, dass sich bei einigen nach dem Verzehr eine gewisse Unbeweglichkeit einstellte. Dem konnte am Zeltlagerplatz, oben auf dem Espan, mit Gerlindes selbstgebranntem Apfelschnaps oder Bierlikör abgeholfen werden.
Nun geht es an der Jurakante entlang über die Hochfläche. Vorbei an seltsam anmutenden Wetterfichten gelangen wir zu unserer nächsten Attraktion, dem "Wagenschreck". Steil abwärts geht es durch diesen gefährlichen Hohlweg. Dieser hat seinen Namen zurecht, er wurde jahrhundertelang von den Bauern mit ihren Fuhrwerken benutzt. Mancher verlor hier ein Rad. Der Wagenschreck gilt als einmaliges Naturdenkmal und ist eine etwa 400 m lange, schluchtartige Aushöhlung.
Unsere Befürchtungen, der Weg könnte glitschig und nass wegen des nächtlichen Regens sein, stellten sich nicht ein. So gelangten wir alle unbeschadet unten, kurz oberhalb von Rabenreuth an. Den Ort lassen wir links liegen und wir wenden uns nun entlang des Waldsaumes, Ohlangen zu. Die Beschaffenheit dieses Wegabschnittes fand nicht die ungeteilte Zustimmung aller Mitwanderer. Die Beurteilung der Höhe des doch noch etwas „feuchten“ Grases reichte von „knie- bis hüfthoch“, was natürlich der individuellen Körpergröße unserer Mitwanderer, und keineswegs dem Bauern zuzuschreiben ist. Hätte er gewusst, dass da eine Horde von „Sowosama-Negern“ (Fredl Fesel) seine Wiese kreuzt, hätte er gewiss schleunigst noch einen „Gehstreifen“ gemäht. Vielleicht hat das feuchte Erlebnis am Ende ja auch noch etwas Gutes und führt bei den „hüfthoch“ Betroffenen zu einem verspäteten Wachstumsschub.
Aber irgendwie findet die Natur immer einen Ausgleich: Während die vorher stärker Betroffenen wieselflink den „knackigen“ Anstieg von Ohlangen hinauf zur Keltenschanze bewältigen, merken andere, dass oben die Luft doch etwas dünner ist.
Egal, am Marktplatz in Thalmässing zurück sind sich alle einig, dass wir eine wunderschöne, aber auch anspruchsvolle Wanderung in den Beinen haben. Das ist für einen Teil der Gruppe jedenfalls noch eine Einkehr in der hiesigen Eisdiele wert.
Dem uneingeschränkten Lob für die Wanderführerin schließen sich ausnahmslos alle an.
Text: Roland Rikirsch Bilder: Roland Rikirsch und Walter Müller