Zum Arzberg
Donnerstag, 18.08.2022
Wanderführerin: Lisa Rikirsch, 12,5 km
Unsere größte Sorge, dass über Nacht Regen im Hersbrucker Land fallen könnte erübrigt sich, es ist trocken und schwülheiß.
Vom Bahnhof Hersbruck links der Pegnitz steigen wir hinauf, quasi zum Aufwärmen, zur Kapelle unter den Angerlinden in Ellenbach. Wenigstens ist der Himmel bedeckt und wir müssen diese Strecke nicht in der prallen Sonne gehen. Die Aussicht von hier zum Großen und Kleinen Hansgörgl, sowie hinüber zum Hohenstädter Eck ist beeindruckend. Nach kurzem, erholsamem Abstieg ins Dorf mit seinen alten Fachwerkhäusern treffen wir auf die Markierung Rotkreuz, welche uns nun unseren Weg vorgibt. Stetig ansteigend, immer steiler werdend, gelangen wir in den Wald, wo sich plötzlich tiefe Rinnen auftun. Hier befindet sich ein in den Sandstein gehauener Keller. Jetzt heißt es: Kleinsten Gang einlegen und beim Aufsteigen Halt zu suchen, wo sich Wurzeln oder sonstige Möglichkeiten dazu bieten. Notfalls kann es auch mal der Vordermann sein. Hier liegt der Grund unserer Sorge vor Regen. Bei Nässe hätten wir hier kaum eine Chance auf dem rutschigen und schmierigen Untergrund den Anstieg zu schaffen. Nur weil es trocken ist gelangen wir alle unbeschadet nach oben. Wanderstöcke wären hier natürlich hilfreich, schließlich stand schon „steiler Aufstieg“ in der Ausschreibung. Oben angekommen glauben wir sogar etwas Stolz herauszuhören bei der Bemerkung „so steil sind wir noch nie aufgestiegen“!
Bis zum Arzbergturm auf 612 m Höhe werden wir nun zwar immer noch gefordert, aber diese letzten Höhenmeter sind keine Herausforderung mehr für uns. Unser Geburtstagskind Gisela lassen wir mit einem „steinernen Herz“ am Fuß des Turmes hochleben. Der restliche Weg bis zur Edelweißhütte ist nun ein Klacks, geht es doch nur noch bergab. Die Hütte hat geschlossen, wir haben aber die Erlaubnis vom Pächter, dass wir hier unsere Mittagsrast halten dürfen.
Unser Caterer Rudi und seine Frau Hanne sind leider noch nicht da. Sie werden kurz darauf mit großem Hallo empfangen. Sie servieren uns warmen Schaschliktopf mit Semmeln und dazu allerlei gut gekühlte Getränke. Leider fehlen drei Portionen, die Fleischereifachverkäuferin hat sie im Wärmeofen übersehen. Also nochmal nach Hohenstadt hinunterfahren und den Rest holen. Als Rudi und ich zurückkommen, gibt sich die gesättigte Runde bereits der vom Geburtstagskind spendierten, hochprozentigen Verdauungshilfe hin.
Unser Dank an Rudi und Hanne fällt in jeder Hinsicht großzügig aus, haben sie uns doch heute, an ihrem Diamantenen Hochzeitstag so großartig verwöhnt. Dies ist eine Geste, die unsere mittlerweile über fünfzigjährige Freundschaft auszeichnet.
Wir mahnen zum Aufbruch, es ist halb drei und wir haben noch etwa sieben Kilometer vor uns. Es geht nun nur noch bergab. Um die Langeweile der bevorstehenden Schotterwege aufzubrechen, machen wir einen kleinen unvorhergesehenen Schwenk, welcher uns auf einem mit Gras überwucherten Waldweg mit üppigen, reifen Brombeerbeständen am Ruhstein wieder auf die geplante Route führt. Bis zum Bahnhof in Henfenfeld zieht es sich dann noch lange genug durch den Ort. Wir erreichen nach ganz kurzer Wartezeit unseren Zug nach Hause. Die vereinzelt erhoffte Einkehr im herrlichen Biergarten vom Wirtshaus in Henfenfeld fällt damit flach und unsere trockenen Kehlen müssen bis zum heimatlichen Kühlschrank auf Labung warten.
Text: Roland Rikirsch
Bilder: Roland Rikirsch und Walter Müller