Immer an der Pegnitz lang - von Laufamholz nach Nürnberg

Donnerstag 2.Mai 2024

Und wieder ging es an der Pegnitz entlang. Dieses Mal führte uns Wanderführer Roman Niethammer aus Nordosten in die fränkische Metropole. Das Wetter meinte es am ersten Wander-Donnerstag des Wonnemonats gut mit uns. Sonnenschein und leichter erfrischender Wind wechselten sich ab. Gute Stimmung bei den 10 Wandernden war also vorprogrammiert.
Mit „Herzlich Willkommen“ wurden wir im Tal der Pegnitz begrüßt: „Das Tal der Pegnitz wurde in jahrhundertelanger Geschichte vom Menschen geprägt. Es ist eine sehr vielfältige Kulturlandschaft entstanden, die auf engem Raum verschiedenartigste Lebensräume vereint,“ – verrät uns eine Tafel des Erlebnispfades Pegnitztal-Ost. Das Tal vereint Lebensräume zahlreicher Arten, ein Wasserschutzgebiet landesweiter Bedeutung und viele historische Stätten.“

Da wäre zunächst kurz nach Start der Wanderung das Fabrikgut Hammer – eine ehemalige Messingblech- und Messingfolienfabrik. Die Ursprünge dieser Produktionsstätte gehen bis 1493 zurück. 450 Jahre lang war das Hammerwerk bei Laufamholz ein Zentrum der Messingherstellung, was erst mit der Zerstörung im zweiten Weltkrieg endete. Messingfolie ist wegen ihres goldenen Glanzes in der ganzen Welt begehrt, sie schmückt sogar Dächer von indischen Tempeln. Schon damals war man interessiert, die Arbeiten und Fachkräfte eng an die Fabrik zu binden. Bereits seit dem 16. Jahrhundert wurden Wohnungen für Beschäftigte zur Verfügung gestellt. Das Uhrenhaus gibt noch heute einen Einblick in die damaligen Wohnbedingungen mit heizbarer Stube, Kammer und Bodenraum für jede Familie. Auf dem Türmchen des Uhrenhauses tickt eine sogenannte Stundenuhr, eine Uhr mit nur einem Stundenzeiger.
Die Mitte des Fabrikgutes wird von einem Sandstein-Obelisk beherrscht – dem Volkamer-Obelisk. Die Firma des Nürnberger Fabrikanten Johann Volkamer übernahm 1718 das Messingwerk. Der Obelisk stammt ursprünglich vom ehemaligen Volkamerschern Garten in Gostenhof. Übrigens war Johann Volkamer auch ein namhafter Botaniker mit Veröffentlichungen über Zitrusfrüchte. In jener Zeit sah man in diesen Früchten die „Goldenen Äpfel der Hesperiden“ der griechischen Mythologie.





Beladen mit so vielen Eindrücken starteten wir dann die eigentliche Wanderung durch das Pegnitztal mit Ziel Nürnberg. Die Schloßruine Oberbürg lag ein wenig versteckt abseits des Wanderweges. Wir wagten trotzdem einen Blick darauf. Die Anlage macht heute einen verwahrlosten Eindruck. Dabei war das ehemalige Wasserschloß einer der prachtvollsten Herrensitze im Nürnberger Umland. Seine Geschichte geht zurück zum Beginn des 15.Jhd. Es wurde ständig umgebaut, mit Wassergraben gesichert und laufend verpfändet bzw. weiter veräußert. Im August 1943 fiel das Schloß einem Bombenangriff zum Opfer und wurde zerstört. Seitdem ist es unbewohnt. In den sechziger Jahren wurde Teile der Ruine abgerissen, andere wurden restauriert. Und ein alter Ziehbrunnen ist vor das Vestnertor der Nürnberger Burg versetzt worden.





Und dann zog uns die Pegnitz wieder in ihren Bann. Wir folgten dem Naturerlebnispfad Pegnitztal-Ost. Abgenagte Baumstümpfe deuteten auf rege Aktivitäten der Biber hin, diese zeigten sich uns aber nicht. Das idyllisch gelegene Freibad Langsee war noch geschlossen. Wir hatten auch nicht vor zu baden. Am Wöhrder See begrüßten uns quakende Frösche und Wildgänse, die sich in größer Zahl niedergelassen hatten.
Fortan wanderten wir direkt am Ufer des Sees entlang, immer den dominierenden Geschäftsturm der Nürnberger Versicherung auf der anderen Seeseite vor den Augen. Durstig und zufrieden erreichten wir dann den Wies’n Biergarten am Entfaltungsfeld der Sinne zur traditionellen Einkehr. Die Auswahl an Speisen war mit Schnitzel, Nürnbergern und Fränkischen Bratwürsten überschaubar. Aber eine prächtige Stimmung und das frische Bier schoben das in den Hintergrund.







Gut gestärkt machten wir uns dann auf dem Weg zum Bahnhof, dem Endpunkt unserer Wanderung.
Unterwegs begrüßten wir noch den Nürnberger Ratsherrn aus dem späten 14.Jhd. Ulman Stromer. Als Politiker hatte er maßgeblichen Anteil am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aufstieg Nürnbergs in jener Zeit. Sein Andenken wird mit einem Denkmal auf der Wöhrder Wiese geehrt, genau an der Stelle, wo Stromer mit der Hadermühle die erste deutsche Papiermühle errichtet hatte.


Text.  Henry Siggelkow,   Bilder: Roland Rikirsch und Henry Siggelkow

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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