Lillachquelle und Leichenlinde

Donnerstag, 18.07.2024
Wanderführerin: Lisa Rikirsch; 10,5 km



Die Lillach in der Gemeinde Weißenohe ist ein in Deutschland sehr seltener Kalktuffbach. Die Sinterstufen sind in der letzten Eiszeit entstanden und über 10.000 Jahre alt. In diesem Naturdenkmal findet man nicht nur die Tuffkaskaden, sondern auch viele vom Aussterben bedrohte Tiere und Pflanzen.
Mit einfachen Worten erklärt, tritt hier stark kalkhaltiges Wasser durch eine Quellöffnung aus dem Karstgestein aus. Dadurch sinkt der Wasserdruck und die Temperatur ändert sich durch den freien Kontakt mit der Atmosphäre. Das im Wasser gelöste Kohlendioxid entweicht dabei zum Teil und der im Wasser gelöste Kalk fällt aus. Begünstigt durch Moose, Algen und andere kleine Pflanzen setzt er sich in kleinen Sinterbecken ab, welche durch den stetigen Wasserfluss anstatt zu erodieren und sich in den Untergrund einzugraben, ständig weiter anwachsen und nach und nach über ihre ursprüngliche Umgebung durch die stetige Kalkabscheidung hinauswachsen.





Wir sind heute nicht zum ersten Mal hier. Im März ergossen sich üppige Wassermassen über die offensichtlich frisch von allem Bewuchs befreiten Sinterterrassen ins Tal hinab. Ein unnatürlich kahler Anblick, ohne störendes Busch- und Baumgeäst. Heute ist durch den regenreichen Frühling kaum mehr etwas von den Terrassen erkennbar, so stark überwuchert sind sie in der relativ kurzen Zeit bis zu unserem Besuch. Stellenweise kann der Lauf des Wassers nur durch das Glucksen und Gurgeln über die Sinterstufen akustisch ausgemacht werden. Die üppig blühenden Sumpfdotterblumen im Oberlauf des Baches sind natürlich auch längst verblüht. An der Quellöffnung kann man heute fast mit Sandalen ohne nasse Füße den Bach queren, im März gelang dies nur unter Zuhilfenahme großer Steine, und Wanderschuhen mit hohem Schaft. Die hölzerne Brücke war zu diesem Zeitpunkt offensichtlich durch Vandalen zerstört worden. Heute ist sie wieder intakt. Wir nehmen die Annehmlichkeiten des großzügigen Pavillons in Anspruch, um unsere Brotzeit aus dem Rucksack zu genießen. Normalerweise legen wir großen Wert auf eine ordentliche Mittagseinkehr bei unseren Wanderungen. Trotz dreimaliger Verschiebung unseres Wandertermins war uns diese Annehmlichkeit weder in Weißenohe, noch in Dorfhaus vergönnt. Der Ehrlichkeit halber muss ich allerdings gestehen, dass die beiden Damen vom Wirtshaus in Dorfhaus sehr bemüht waren, uns mit ihren Angeboten zu verwöhnen. Durch Einflüsse, welche nicht durch sie beinflussbar waren, kam es letztendlich dazu, dass wir uns heute mit unserer Rucksackverpflegung auf den Weg machen mussten.





Stetig ansteigend gelangen wir auf die Hochebene bei Oberrüsselbach. Unterwegs entdecken wir am Wegesrand die „Breitblättrige Ständelwurz“, eine in unseren Wäldern vereinzelt am Wegesrand anzutreffende Orchidee. Wenig später, die Gedenkstätte für einen Flugzeugabsturz vom 28.03.1961, bei dem an dieser Stelle  52 Menschen den Tod fanden. Die Absturzursache ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Kurz danach unser höchster Punkt mit 513 m und unsere nächste Station, die „Leichenlinde“. Hier rasteten die Menschen aus dem Lillachtal, wenn sie mit ihren verstorbenen evangelischen Bürgern von Weißenohe und Dorfhaus nach Kirchrüsselbach zur Beerdigung ziehen mussten. In Weißenohe durften nur katholische Bürger beerdigt werden und Dorfhaus hatte keinen eigenen Friedhof. Vor der Linde befindet sich eine Bank, ein Holz-Kruzifix, das bis 2019 am alten Brunnen in Weißenohe stand, und am Baum selbst sind 2 Infotafeln angebracht. Vom Künstler Rudolf G. Meier von der Malschule Rüsselbach wurde 2008 mit einigen Schülern um den Baum aus Lesesteinen von den umliegenden Feldern, Lehm und anderen Materialien ein Kunstobjekt mit Mauern, Türmen und einem Torbogen gestaltet.
Im guten Glauben, von hier bequem auf gleicher Höhe hinüber zur Hainburg wandern zu können, werden wir enttäuscht. Es geht doch erstmal ca. 80 Höhenmeter bergab zum Forstweg über die „Katze“. Von hier auf stark überwucherter, grasiger Traktorspur, wieder steil hinauf zu den Feldern unterhalb des Küheberg auf eine Höhe von 507 m. Auf dieser Höhe können wir nun bequem zum Burgstall der Hainburg aus dem 11./12. Jahrhundert, wandern. Ausführliche Infotafeln geben uns Auskunft über das ehemalige Aussehen dieser frühgeschichtlichen Burganlage. Ca. anderthalb Kilometer trennen uns nun noch vom Bahnhof in Igensdorf. Sie ziehen sich etwas hin, geht es doch teilweise steil bergab. Am Bahnhof angekommen bleibt uns noch Zeit für eine Erfrischung in der naheliegenden Bäckerei oder Eisdiele. Um 15:37 Uhr nimmt uns die Deutsche Bahn pünktlich wieder mit auf die Rückreise nach Schwabach, wo wir in kleiner Runde im Biergarten am Parkbad den gelungenen Tag noch ausklingen lassen.

 





Text und Bilder: Roland Rikirsch


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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