Zum Wasserrad an der Schwarzach und Drechsler- und Metalldrückermuseum
Sonntag, 6.Oktober 2024
Wanderführer: Erik Schmauser
Wir waren zu sechst auf dieser interessanten und abwechslungsreichen Sonntag-Nachmittags-Wanderung. Erik Schmauser führte uns in ablegende Ecken unserer Schwabacher Heimat. Teils völlig unbekannt, teils bekannt aber nie besucht, konnten historische Schätze der Schwabacher und näheren Umgebung erschlossen und bestaunt werden.
Gestartet an einem Parkplatz in Neuses ging es zunächst in Richtung Schwarzach, gemeint ist der Ort mit gleichen Namen, wie der wohl bekanntere Fluß mit seiner beindruckenden Schlucht, der Schwarzach-Klamm. Viele fragen sich, wo denn die Schwarzach eigentlich hinfließe. Sie fließt in die Rednitz und genau am Zusammenfluss liegt der kleine Ort mit gleichem Namen. Seit 1978 gehört der Ort Schwarzach zu Schwabach. Leider hat er mit seiner eigentlich reizvollen Lage viel von seiner Attraktivität verloren. Umbauung mit Autobahn und Straßen, dem Main-Donau-Kanal im vergangenen Jahrhundert haben das Gebiet ins Abseits verbannt, eine Mülldeponie und ein Industriegelände taten ein Übriges. Eine Attraktion konnte allerdings bewahrt bleiben – zwei historische Wasserräder aus dem Jahr 1793. In jener Zeit errichtete der Schwabacher Nadelfabrikant Jakobi hier eine Mühle zum Antrieb von „Maschinen“ zur Herstellung von Nadeln. Sie ging als „Schwarzacher Nadelfabrik“ in die Geschichte ein. Von der Mühle ist heute nichts mehr vorhanden außer den Wasserädern. Sie sind aber nicht mehr funktionstüchtig oder gar in Betrieb.
Mit der Rückkehr durch die Schwarzacher Höhe zum Ausgangspunkt endete die erste Hälfte der Erlebnis Wanderung.
Die zweite Etappe wurde per vehiculum angepeilt. Sie startete am alten Wasserhaus bei Wendelstein. Heute ist hier das Drechsler- und Metalldrücker Museum beheimatet, welches wir unter einer sachkundigen Führung erkundeten. Die Sachkunde wird vom Heimatverein Unteres Schwarzachtal eingebracht, verbunden mit viel Liebe und Gespür zu technischen und historischen Details. Dabei wird dieses Museum seit fast 25 Jahren ehrenamtlich geführt. Während sich das Drechseln hier und da zu einem Hobby entwickelt hat, kann sich doch kaum jemand etwas unter Metalldrücken vorstellen. Auch wir rätselten, wer drückt hier was und wie?
All das lernten wir während unserer Führung. Gedrechselt wurde am realen Objekt an einer fußgetrieben originalen historischen Drechselbank, aber auch an einer über damals mittels Wasserkraft angetriebenen Drechsel Manufaktur. Auch diese Anlage kann man im Originalzustand bewundern.
Beim Metalldrücken werden runde rotierende Metallscheiben über eine Form zu Schalen, Bechern, technischen Teilen geformt. Der Metalldrücker drückt dabei das rotierende Blech mit viel Geschick und Feingefühl über die Form. Eine funktionierende Metalldrückerbank ist im Museum ausgestellt, allerdings darf sie aus Arbeitsschutz technischen Gründen nicht mehr betrieben werden. Ein Film mit dem letzten Wendelsteiner Metalldrücker entschädigte uns dafür, heute ist er im Ruhestand und das Wendelsteiner Metalldrücker Handwerk damit ausgestorben.
Der zweite Teil unserer Wanderung führte uns dann über Wiesen und Auen hinein nach Wendelstein. Eine beschauliche Marktgemeinde mit viel Gemütlichkeit. In der Ortsmitte zog ein Denkmal vor einem wunderschönen Fachwerkhaus unsere Aufmerksamkeit auf sich. Darauf geschrieben steht: „Es kamen die Wenden ins Land. Sie riefen: Hie wend den Stein! Der erste Bau nun wurde benannt hinfort auch Wendelstein.“ Daher also der Name? Nur seltsam, daß das slawische Volk der Wenden ganz wo anders siedelte, nämlich in den ostelbischen Gebieten. Nun gut, auch die hier und da anzutreffende Meinung, im deutschsprachigen Raum sei Wenden eine abgrenzende Bezeichnung für alle „Anderen“, taugt doch kaum für einen Namen einer neuen Siedlung.
Die Klärung Namensursprunges folgte wenig später bei der St.Georgskirche. Dort steht geschrieben, der Ortsname Wendelstein habe nichts mit der Legende von den Wenden zu tun, sondern bedeutet schlichtweg „Stein an der Flußwende“. Ein Hinweis auf den Stein = Felsen an der Schwarzach Windung, worauf bereits um das Jahr 1000 ein „Königshof“ mit Kapelle als Verwaltungssitz der Nürnberger Burggrafen errichtet wurde. Die Kapelle war auch Ursprung der gotischen St.Georgskirche aus dem Ende des 15Jhd. Heute ist sie die Pfarrkirche der evangelisch-lutherischen Gemeinde.
Beladen mit so viel neuem Wissen traten wir den Rückweg an – einer sonntäglichen Einkehr entgegen.
Es war ein unvergessenes Erlebnis – vielen Dank Erik.
Text und Bilder: Henry Siggelkow.