Wilde Natur vor den Toren der Großstadt
Vom Schmausenbuck zum Valznerweiher
Donnerstag, 23.05.2024
Wanderführerin: Lisa Rikirsch, 12 km
Der Schmausenbuck wird normalerweise im Zusammenhang mit einem Besuch des Nürnberger Tiergartens genannt. Nicht so bei unserem heutigen Treffen, wo wir an der Straßenbahnwendeschleife am Tiergarten unsere Wanderung beginnen. Bereits nach wenigen Metern finden wir uns in den historischen Steinbrüchen wieder, welche in früheren Zeiten die Steine für die Nürnberger Altstadt und die Lorenzkirche lieferten. Eindrucksvoll sind die alten in den Fels gehauenen Wappen der letzten Steinmetze aus der Zeit um 1871 anzusehen. Ein alter, historischer Trinkbrunnen am Zaun des Nürnberger Wasserwerkes spendet heute noch frisches Trinkwasser, wie es auch aus den Wasserhähnen der Nürnberger fließt.
Wir steigen die Stufen hinauf zum Schmausenbuck. Mit 390 m einstmals die höchste Erhebung Nürnbergs. Seit der Eingemeindung einiger Dörfer rund um die Stadt liegt diese heute mit 407 m in Brunn. Der frühere Reuhelberg wurde 1670 durch den Bierbrauer Schmaus von der Stadt Nürnberg erworben und seither als „Schmausenbuck“ bezeichnet. 1888 wurde der alte Holzturm auf der „Gritz“, dem höchsten Punkt des Berges, durch den jetzigen „Bismarckturm“ mit 41 m Höhe ersetzt. Ein Gedenkstein hinter dem Turm erinnert an den Tod eines Schülers, der 1860 von der Holzleiter des alten Turmes gestürzt sein soll und dabei zu Tode kam.
Einen knappen Kilometer weiter, in einer ehemaligen Schlucht ein weiteres Highlight, die „Buchenklinge“. Ursprünglich von Steinbrucharbeitern eine in Stein gefasste und erstmals 1371 erwähnte Quelle, welche von Anfang an als Ausflugsziel der Nürnberger genutzt wurde. Im Lauf der Jahre entwickelte sich ein Vergnügungs- und Rummelplatz mit Wirtshaus, Kegelbahn und Musik, welchem auch Albrecht Dürer nicht abgeneigt war. Etliche zeitgenössische Zeichnungen zeugen von seinen Aufenthalten hier. Unsere Wanderführerin Lisa könnte, auch wenn sie keine Kulturreferentin mehr ist, noch ewig weiter erzählen. Ich muss sie mahnen, der Weg bis zur Einkehr ist noch lang! Zügig geht es nun auf breiten Forstwegen zu den alten Steinbrüchen am Pulverweg. Eindrucksvoll, die hohen senkrechten Steinwände mitten im dichten Wald. Auf bequemen Mountainbiketrails überqueren wir nun immer im schattigen Wald den Pulver- und den Trudenweg, um in den Bereich der Flachwassergebiete rund um den Hutgraben einzutauchen. Ab dem Brunner Weg befinden wir uns im Anbaugebiet der Samenplantage für den Erhalt der Europäischen Lärche, welches hier seit 1960 bewirtschaftet wird. Am Holzweiher treffen wir auf den Fischbach, der den Weiher durchfließt. Unsere Wanderführerin informiert uns über das ehemalige Strafgefangenenlager, das sich hier befand und heute noch vollkommen eingezäunt ist. Die Kriegsgefangenen und andere Gefängnisinsassen wurden täglich hierher gebracht, um Arbeiten in der Landwirtschaft und im Forstdienst zu verrichten. Am Abend wurden sie wieder in ihre Zellen zurück gebracht. Dem neben dem Weg im Wald sich dahinschlängelnden Fischbach folgen wir bis zu seiner Teilung mittels zweier kleiner Wehre. Der größere Teil fließt hinüber zum Dutzendteich, dem kleineren Arm folgen wir durch die Flachwasserauen, welche hier auch der Hutgraben speist, bis zum Valznerweiher. Ihn verlässt der Bach jetzt als Goldbach, der überwiegend unterirdisch von hier bis hinunter zur Pegnitz fließt. Wir indes kehren im herrlichen Biergarten vom Geflügelhof der hiesigen Kleintierzüchter ein. Angenehm überrascht vom guten Essen und den moderaten Preisen, machen wir uns schließlich wieder auf den Weg für die letzten zwei Kilometer bis zu unserem Ausgangspunkt an der Straßenbahnwendeschleife am Tiergarten.
Die 11er bringt uns bis zum Hauptbahnhof, weil die geplante S-Bahn wegen Personalmangels heute ausfällt. Übereinstimmend, mit grenzenlosem Lob, bedanken sich die Mitwanderer für die wunderschöne und informative Wanderung bei unserer Wanderführerin Lisa.
Text und Bilder: Roland Rikirsch