Klein-Roßtal in der St.-Laurentius-Kirche
Donnerstag, 04.01.2024
Wanderführer: Roland Rikirsch, 5 km
Kurzfristig als Kurzwanderung über den neuen Newsletter publiziert finden sich mehr als zwanzig Wanderer bei miserablem Wetter am Marktplatz in Roßtal ein. Dicht gedrängt suchen wir unter dem Dach vom unteren Brunnenhaus Schutz vor dem immer noch heftigen Regen. Die Bereitschaft, bei diesen Bedingungen mit der Wanderung zu beginnen, wo doch die vorgezogene Besichtigung der Kirche mit Krippe auch eine Option wäre, ist nicht gerade berauschend. Gesagt, getan! Wir gehen in die Kirche und erfreuen uns an der wundervoll gestalteten Weihnachtskrippe. Sie wurde vom ehemaligen Mesner, Herrn Bauer, in mühevoller Kleinarbeit zu Hause an seinem Küchentisch erschaffen. Neben der mächtigen St.-Laurentius-Kirche sind etliche ebenso maßgetreu erbaute Häuser vom oberen Markt, wie Pfarrhaus, altes Schloss, Mesnerhaus, Torturm, Heimatmuseum, Wirtshaus und Brunnenhäuser, auf etwa 15 m² unter der Empore angeordnet.
Die unzähligen Figuren, welche das ganze Dorf mit Leben erfüllen, hat die Hobby-Künstlerin Imelda Schulz beigesteuert. Sie sind alle gekommen. Der Bäcker und der Metzger, der Optiker und der Fischer, die Magd und die Schulkinder. Und wer glaubt, das eine oder andere Roßtaler Original unter ihnen zu entdecken, der wird wohl Recht behalten.
Es gäbe noch so viel zu entdecken, wir müssen uns aber losreißen, um nach der Wanderung noch rechtzeitig zum Essen ins Wirtshaus zu kommen. Immer noch leichter Regen begleitet uns durch den Holzgraben, wo wir in einem Garten eine ehemalige Gondel der Stubaier Eisgratbahn entdecken. Ob wir in der wohl auch schon über den Stubaier Gletscher zum Skifahren geschwebt sind? Vorbei an der Mittelschule gelangen wir über den etwas rutschigen Galgengraben hinauf zum Galgenberg. Der Regen hat mittlerweile ein Erbarmen mit uns. Eindrucksvoll ist die Schlucht mit den „Sieben Quellen“. Tief unter uns können wir einige Felsspalten erkennen, aus denen das Wasser hervorquillt. Der Abstieg ist zu steil und extrem schmierig, darauf können wir heute gut verzichten. Durch die Eichenwaldsiedlung, mit herrlicher Aussicht auf den oberen Markt gelangen wir wieder zu unserem Ausgangspunkt und ins Wirtshaus „Weißes Lamm“. Wir kennen es schon von der Krippe, ebenso den Wirt, der offensichtlich etwas misslaunig ist, weil wir die vereinbarte Zeit um ca. 20 bis 25 Minuten überschritten haben. Er führt das Gasthaus, welches sich seit 233 Jahren in Familienbesitz befindet, in siebter Generation. Darauf kann man schon stolz sein. Wenigstens sind unsere noch Kulturwartin Lisa, sowie drei weitere Wanderfreunde mit Handicap, guter Dinge. Die leckeren Bratwürste auf ihren Tellern laden geradezu zum Mundraub ein.
Nach dem Essen treffen wir uns wieder unter dem Dach vom Brunnenhaus. Gerlinde hat ihren Keller durchforstet und kredenzt leckeren Quitten-, Zwetschgen- und Birnenbrand. Ob der antike Brunnen das schon einmal erlebt hat?
Abschließend führt uns Lisa noch durch die St-Laurentius-Kirche. Ältester Teil, vermutlich von 1020, ist die Krypta unter der Kirche. Ihre zwölf Pfeiler deuten auf die 12 Apostel hin. Der Rest der Kirche ist verschiedenen Stilepochen zuzuordnen. Auffallend sind die doppelgeschossige Empore und das riesige Tonnengewölbe.
Text und Bilder Roland Rikirsch