Virtuelle Wanderungen Teil 3
April 2021, Wanderführerin Lisa Rikirsch
Liebe Wanderfreundinnen und Wanderfreunde,
wie geht es eurem inneren Schweinehund? Habt ihr ihm seine Grenzen aufgezeigt und ihm bewiesen, dass er euch nichts anhaben kann, indem ihr fleißig die Bewegung an der frischen Luft und in der derzeit mit Macht erwachenden Natur gesucht habt?
Wenn ja, dann hätten wir da für euch ein nicht zu verachtendes Angebot im „Muggendorfer Gebürg“, der heutigen Fränkischen Schweiz.
Entdeckt wurde diese Traumlandschaft von den Herren Esper, Rosenmüller und Goldfuss in der Zeit von 1732 bis 1848.
Im Ausschreibungstext müsste es etwa heißen: „Überwiegend anspruchsvolles bis schwieriges Gelände, Trittsicherheit und festes Schuhwerk, sowie Wanderstöcke und Taschenlampe“. Gefordert sind dafür die Bereitschaft für die zweistündige Anreise von Schwabach nach Muggendorf und der Verzicht auf ausufernde lukullische Genüsse.
Wir starten in Muggendorf mit dem Aufstieg zum Mehlbeerensteig. Seinen Namen hat der Steig von der Fränkischen Mehlbeere, die weltweit nur in der Fränkischen Schweiz vorkommt. Er führt uns, vorbei an der „Verlobungsecke“, direkt unterhalb der Steilwände ca. achtzig Meter über dem Wiesenttal hinauf nach Engelhardsberg, wo wir die ersten 160 Höhenmeter geschafft haben. Schnurstraks geht es nun wieder steil hinunter zur Schottersmühle, ebenfalls an der Wiesent gelegen. Konnte man sich bis vor zwei Jahren hier noch zu luxuriösen Preisen eine frische Forelle servieren lassen, liegt das stolze Mühlengebäude heute brach, mit wenig Aussicht, dass sich dieser Zustand wieder verbessern könnte. Wir überqueren die Wiesent auf dem Wanderer-Steg und genießen die erholsame Etappe entlang des Flusses. Nach einem guten Kilometer entdecken wir ein riesiges Loch in der gegenüberliegenden Felswand. Unser nächstes Ziel, die Riesenburg. Die einzigartige Versturzhöhle mit mehreren Felsbögen zählt zu den 100 bedeutendsten Naturdenkmälern Bayerns. Auch König Ludwig I besuchte sie Anfang des 19. Jahrhunderts. Erst nach Verlassen der Höhle bemerken wir, dass wir auf dem Weg hinauf nach Engelhardsberg wieder kräftig ins Schwitzen kommen. Wir haben jetzt etwa acht Kilometer hinter uns und sind schon zweimal knapp zweihundert Meter hinauf und einmal hinunter gestiegen. Es ist Zeit für eine Stärkung am Kiosk des Biohofes der Familie Bayer. Es ist die einzige Möglichkeit, neben unserer Rucksackverpflegung, für unser leibliches Wohl zu sorgen.
Entspannt führt uns der Weg nun zum höchsten Punkt unserer Wanderung, dem „Hohler Berg“, mit seinem Aussichtsturm auf 522 Metern Höhe. Gleich darunter die Doktorshöhle. Mit Taschenlampe sehen wir uns die Tropfsteine im Innern an. Auf felsigem Pfad und über Treppenstufen erreichen wir als nächstes Highlight die Oswaldhöhle. Die Durchgangshöhle ist 65 Meter lang und der Wanderweg führt, wie der Name schon sagt, durch sie hindurch. Wer mehr als 165 Zentimeter misst, bitte den Kopf einziehen um größeren Schaden zu verhindern. Weil der Weg in der Höhle ums Eck führt brauchen wir beim Durchwandern nochmal unsere Taschenlampe.
Auf dem Felsensteig gelangen wir nun wieder steil hinunter nach Muggendorf.
Ehrlich gesagt, diese mickrigen 12 km haben uns ganz schön geschlaucht.
Euer Kultur- und Wanderteam
Lisa und Roland Rikirsch